Forschung

Unverwundbar.

Warum verkraften einige Menschen seelische Belastungen, Stress, Dauerdruck oder traumatische Erlebnisse besser, während andere verzweifeln und psychisch krank werden?

Manche Menschen sind wie ein Stehaufmännchen: In Stress- oder Krisensituationen schütteln sie scheinbar die Sorgen nach kurzer Zeit ab und gehen gestärkt aus diesen Tiefs hervor. Das lässt vermuten, dass ihre mentalen Schutz-und Selbstheilungsmechanismen einfach besser funktionieren. Diese seelische Widerstandskraft wird Resilienz genannt und gilt als Wunderwaffe im Kampf gegen stressbedingte psychische Erkrankungen. Denn wer gelernt hat, Herausforderungen erfolgreich zu meistern, wird auch in Zukunft ähnliche Situationen besser bewältigen können. Psychiater, Psychologen und Neurowissenschaftler arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, dem Geheimnis der Resilienz auf die Spur zu kommen und daraus wirksame Präventionsmaßnahmen zur Vorbeugung seelischer Störungen zu entwickeln.

Resilienz ist erlernbar
Sicher scheint heute zu sein, dass Resilienz eine Fähigkeit ist, die jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt seines Lebens aufbauen und trainieren kann – unabhängig von seiner genetischen Veranlagung. Dabei geht es vor allem um hilfreiche psychologische Faktoren wie positives Denken und die Fähigkeit, flexibel auf belastende Lebensereignisse zu reagieren. Es macht einen großen Unterschied, ob ich mit meinem Schicksal hadere und mich als hilfloses Opfer sehe, oder ob ich die Situation akzeptieren und mich auf ihre Lösung konzentrieren kann. Wichtig ist auch die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und Impulse kontrollieren und ein tragfähiges Netz aus sozialen Bindungen – Freunde, Kollegen und Familie – aufbauen zu können.

Am europaweit ersten Resilienz Zentrum an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz arbeiten seit letztem Jahr fachübergreifend Wissenschaftler an der neurobiologischen Erforschung der Resilienz. Ziel des Forscherteams ist es, ihre grundlegenden Mechanismen zu entdecken und das Gehirn als zentrales Resilienzorgan zu begreifen. Die entscheidende Frage dabei lautet, welche Prozesse festlegen, wie das Gehirn eine bestimmte Situation oder einen bestimmten Reiz bewertet. In einem großangelegten Projekt sollen 5000 Studenten über mehrere Jahre begleitet werden, um Stressfaktoren und deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu erfassen.

Gefahr lauert im Arbeitsalltag
Dabei spielt vor allem das Thema Resilienz im Arbeitsleben eine wichtige Rolle. Gerade hier ist die Gefahr groß, durch ständige Überforderung in einen Teufelskreis aus chronischem Stress und der damit verbundenen Gefahr einer psychischen Erkrankung zu geraten. Belastende Arbeitsbedingungen können auch Menschen krank machen, die von Natur aus eine robuste Gesundheit besitzen. Denn der angeborene und erlernte Stressschutz kann unter Dauerdruck auch versagen. Deshalb ist hier vor allem die Verantwortung der Organisationen und Arbeitgeber gefragt, für gesunde Arbeitsbedingungen und positive Umweltfaktoren zu sorgen.

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