Depression – im dunklen Tal der Antriebslosigkeit.
Jeder von uns hat ab und zu einen schlechten Tag. Manchmal fühlen wir uns auch ohne besonderen Grund wie sieben Tage Regenwetter. Meistens rappeln wir uns aber nach kurzer Zeit wieder auf. Eine Depression jedoch ist weitaus mehr als nur down sein. Es handelt sich um eine ernstzunehmende Erkrankung. Die Symptome sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Was allen gemeinsam ist: Mit Urlaub, gutem Zureden oder einem Ablenkungsprogramm lässt sich eine Depression nicht heilen. Sie legt das ganze Leben lahm. Leute zu treffen und etwas zu unternehmen, also das was einem eigentlich Freude und Energie gibt, verlangt den Betroffenen immense Kraft ab. Sie kämpfen mit ständiger Erschöpfung, Antriebslosigkeit, innerer Leere, negativen Gedanken und Hoffnungslosigkeit. Dazu können auch körperliche Symptome kommen, die von Schlaflosigkeit über Appetitstörungen bis hin zu Schmerzzuständen reichen. Bei schweren Depressionen treten auch lebensmüde Gedanken und Suizidabsichten auf. Depressionen können uns alle treffen.
Sucht – wenn genug nicht mehr genug ist.
Pillen einwerfen, Kiffen, tagelanges Zocken und Internetsurfen, Rauchen, das allabendliche Bier zum Runterkommen – Sucht hat viele Gesichter. Abhängigkeitserkrankungen gehören mit zu den häufigsten psychischen Krankheiten in Deutschland, auch wenn sie in der Bevölkerung oftmals nicht als solche wahrgenommen werden. Eine Abhängigkeit oder Sucht besteht dann, wenn ein Mensch ein bestimmtes Verhalten nicht mehr kontrollieren oder auf eine bestimmte Substanz nicht mehr verzichten kann. Bei der Entstehung spielen biologische, genetische, psychische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle. Zugrunde liegt eine Fehlsteuerung des Belohnungssystems im Gehirn. Suchtmittel aktivieren verschiedene Botenstoffe, die zum Beispiel Wohlbefinden oder Euphorie auslösen. Dadurch lernt das Gehirn relativ schnell, ein bestimmtes Suchtmittel als positiven Reiz wahrzunehmen. Fehlt dieser Reiz, entsteht ein Belohnungsdefizit und ein Teufelskreis beginnt.
Demenz – verloren und vergessen.
„Wo ist mein Schlüssel? Wie heißt der Schauspieler nochmal, den wir gerade im Film gesehen haben?“ Wir vergessen immer wieder irgendwelche Dinge oder manchmal fällt uns partout nicht ein, was wir gerade sagen wollten. Was wir mit dem Spruch „Ich glaub ich hab Alzheimer“ als lustig abtun, ist für die Betroffenen eine Katastrophe. Demenzerkrankungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen im Alter. In Deutschland sind rund 1,4 Millionen Menschen betroffen, etwa zwei Drittel von ihnen leiden an der Alzheimer-Krankheit. Bei Patienten mit Demenz lassen nach und nach die höheren Gehirnfunktionen nach, da bestimmte Nervenzellen und deren Verbindungen verändert und zerstört werden. Die Krankheit verläuft schleichend, häufig kündigt sie sich mit Gedächtniseinbußen an. Mit der Zeit lassen auch die zeitliche und räumliche Orientierung nach. Betroffen sind aber auch emotionale und soziale Fähigkeiten. Ebenso kann eine Veränderung der Persönlichkeit auftreten. Demenzkranke verstehen mit der Zeit ihre Umgebung nicht mehr und können sich nicht mehr verständlich mitteilen. Im weiteren Verlauf sind sie auf Unterstützung und Pflege angewiesen.
Angststörung – von der Panik gepackt.
Herzrasen, Händezittern, weiche Knie – wer kennt das Gefühl nicht? Angst ist ein wichtiger Kompass, der uns hilft, Gefahren einzuschätzen und unser Verhalten darauf abzustimmen. Wenn wir beispielsweise nicht zu nah an ein Feuer rangehen, um uns nicht zu verbrennen. Krankhaft wird Angst dann, wenn sie zu übertriebenen, unrealistischen und auch grundlosen Reaktionen führt. Angsterkrankungen haben verschiedene Erscheinungsformen. Fachleute unterscheiden zum Beispiel zwischen der Panikstörung, bei der die Betroffenen unter plötzlichen Angstanfällen mit heftigen körperlichen und psychischen Symptomen leiden, und der generalisierten Angststörung, bei der sich die Patienten übertrieben vor alltäglichen Gefahren fürchten. Bei der sozialen Phobie leiden die Betroffenen an einer extremen Schüchternheit. Bei spezifischen Phobien bestehen Ängste gegenüber bestimmten Objekten wie zum Beispiel Tieren oder Situationen. Je mehr die Angst um sich greift, desto stärker sind die Betroffenen in ihren Aktivitäten eingeschränkt bis sie schließlich kaum mehr fähig sind, ihren Alltag zu bewältigen.
Zwangsstörung – in der Endlosschleife.
Ist die Tür wirklich abgeschlossen und der Ofen aus? Manche Handgriffe machen wir ganz automatisch und eigentlich kann man meistens davon ausgehen, dass mit Tür und Kaffeemaschine wie immer alles in Ordnung sein wird. Wenn die Fragerei im Kopf nicht aufhört und sich bestimmte Verhaltensweisen andauernd wiederholen, so dass der Alltag beeinträchtigt ist, handelt es sich um eine Zwangsstörung. Beispiele hierfür sind Waschzwang, Putzzwang, Zählzwang oder Kontrollzwang. Wesentliche Kennzeichen einer Zwangsstörung sind immer wiederkehrende unerwünschte Gedanken und zwanghafte Handlungen. Ausgangspunkt sind Zwangsgedanken, die der Betroffene selbst als unsinnig oder übertrieben erkennt, von denen er sich aber dennoch nicht distanzieren kann. Um Ängste, Unbehagen oder Ekel zu verringern, werden daher immer gleiche Zwangshandlungen – meist nach bestimmten Regeln – ausgeführt.
Essstörungen – wenn Essen kein Genuss mehr ist.
Fasten, keine Schokolade und nur noch Salat essen oder während einer Heißhungerattacke gleich eine ganze Tüte Chips verschlingen: Nicht jedes merkwürdige Essverhalten muss auch gleich auf eine Essstörung hindeuten. Die Übergänge von auffälligem zu krankhaftem Verhalten verlaufen fließend. Die vier häufigsten Essstörungen sind Magersucht, Bulimie, Binge Eating Disorder und Adipositas. Allen Betroffenen, die unter einer Essstörung leiden ist gemein, dass sie nichts mehr unbeschwert und genussvoll zu sich nehmen können. Die Krankheit schadet der Gesundheit und kann für die Betroffenen lebensgefährlich werden.
Posttraumatische Belastungsstörung – leben im Alptraum.
Extremsituationen wie eine Vergewaltigung, ein Unfall, eine Naturkatastrophe, ein Zugunglück oder Krieg hinterlassen tiefe Spuren in der Seele. In Flashbacks und Alpträumen kommen die in der Situation erlebten Gefühle in verstörenden und lebhaften Bilder immer wieder hoch. Dabei kann die Erinnerung so echt wirken, dass sogar die gleichen Körperempfindungen und Sinneseindrücke zurückkehren. Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann unmittelbar nach dem Trauma oder erst Wochen, Monate oder Jahre später Symptome verursachen. Bei den Betroffenen entsteht häufig das Gefühl, dass Menschen, die kein Trauma erlebt haben, sowieso nicht nachempfinden können wie man sich nach so einem Erlebnis fühlt. Außerdem besteht oft die Sorge, dass durch Ansprechen des Ereignisses die schmerzhaften Erinnerungen erneut ausgelöst werden könnten.
Schizophrenien – gefangen in der eigenen Welt.
Menschen mit schizophrenen Psychosen haftet oft noch das Klischee einer gespaltenen Persönlichkeit an. Doch dieses Bild stimmt nicht. Die schizophrenen Psychosen treten in Episoden auf und können ein sehr komplexes und vielfältiges Erscheinungsbild haben. Die Symptome reichen von Antriebslosigkeit und Depression bis hin zu wahnhaften Gedanken und Realitätsverlust. Die Betroffenen vernachlässigen sich meistens völlig und versinken scheinbar in einer anderen Welt, die für sie jedoch völlig schlüssig ist. Deswegen verhält sich ein akut Erkrankter für Außenstehende scheinbar unsinnig. In einer akuten Phase hören sie etwa Stimmen oder fühlen sich verfolgt. In der chronischen Phase überwiegen Einschränkungen in Antrieb und Konzentration, Belastbarkeit und im Erleben der Gefühle.