Körperbildstörungen

Spieglein, Spieglein an der Wand.

Gut aussehen möchten wir alle. Und natürlich achten wir auch auf unsere Figur. Die Jagd auf den perfekten Körper kann aber auch krank machen – und davon sind nicht nur Frauen betroffen.

Medien und Werbung geben ihr Bestes, um Ideale zu erschaffen, mit denen wir mithalten sollen. Schaltet man den Fernseher ein, schwebt der durchtrainierte Christiano Ronaldo durch das Stadion. Aus den Lifestyle-Magazinen lächelt uns die superschlanke Taylor Swift entgegen. Mit neuen Diäten und ausgefeilten Workouts können wir angeblich jeden Look-alike-contest gewinnen. Das erzeugt Druck, denn natürlich kommen wir nicht an die Schönheitsideale heran. Selbstzweifel und Frust sind vorprogrammiert.

Gerade junge Frauen nehmen sich oftmals selbst ganz anders wahr als ihre Umwelt. Für manche wird die Beschäftigung mit ihrem Körperbild zu einer regelrechten Obsession. Schauen sie in den Spiegel, finden sie sich zu dick und zu unförmig, obwohl ihre Figur völlig in der Norm liegt. Einige sind so unzufrieden mit ihrem Körper, dass sie eine Magersucht oder Ess-Brechsucht entwickeln. Dabei spielen auch andere Faktoren eine Rolle, z. B. die eigene Persönlichkeit, das soziale Umfeld oder die Familie.

Süchtig nach Muskeln
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist nicht nur bei Frauen ein Thema. Auch Männer finden sich manchmal zu schmächtig und zu wenig muskulös. Der Frust über den eigenen Körper kann dabei so groß werden, dass sie eine sogenannte Körperbildstörung entwickeln. Um ihren Body zu formen und Körperfett abzubauen, gehen sie ständig ins Fitnessstudio und treiben exzessiv Sport. Das Selbstwertgefühl ist stark an das eigene Gewicht und die eigene Figur gekoppelt. Psychiater sprechen dann von einer Muskeldysmorphie, dem Fachwort für Muskelsucht. Umgangssprachlich wird die Krankheit auch als „Adonis-Komplex“ bezeichnet.

Das kann so weit gehen, dass die betroffenen Männer Appetitzügler, Entwässerungspräparate oder Anabolika einnehmen, die schädlich für den Körper sind. Sie vernachlässigen zunehmend ihr Berufsleben und ihr soziales Umfeld, um mehr Zeit in das körperliche Training investieren zu können. Oftmals tragen sie mehrere Kleidungsstücke übereinander, um muskulöser zu wirken.

Essstörungen und Körperbildstörungen sind schwere psychische Erkrankungen, die unter Umständen einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können. Die Vielfalt solcher Störungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Etwa 1,5 % der Frauen und 0,5 % der Männer leiden unter Essstörungen. Allerdings gehen Experten bei Männern von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus, da bei ihnen die Störungen oft länger unerkannt bleiben. Das liegt unter anderem daran, dass die Öffentlichkeit und auch manche Ärzte bei Männern nicht mit Essstörungen rechnen. Hinzu kommt, dass das exzessive Formen des eigenen Körpers von den Betroffenen lange nicht als Problem gesehen wird.

Die Kombination aus Muskel- und Magersucht wird jedoch schnell zum Teufelskreis, aus dem Betroffene ohne professionelle Unterstützung, zum Beispiel durch einen Psychotherapeuten oder Psychiater, nicht herauskommen. Ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn verbessert die Behandlungsaussichten und verringert das Risiko für gravierende gesundheitliche Schäden. Dabei erfordert das komplexe Zusammenspiel zwischen körperlichen und psychischen Symptomen ein spezialisiertes Behandlungskonzept.

Du möchtest wissen, wie du als Psychiater jungen Menschen helfen kannst, die an Essstörungen leiden? Unter Berufsbild haben wir alle Infos für dich zusammengestellt.